Die Bio-Lüge
Werbung für Bio-Tierprodukte suggeriert, „Bio-Tieren“ gehe es viel besser als den konventionell gehaltenen Schweinen, Hühnern oder Kühen. Bio-Verbände behaupten darüber hinaus, es besonders gut zu machen und die EG-Bio-Richtlinien zu übertreffen. Doch was ist dran an diesem Werbebild? Die Vorstellung von der Bio-Idylle zerbricht beim Blick hinter die Kulissen.
Die Öko-Statistik
In Deutschland leben zurzeit ca. 11,3 Millionen Rinder, 26,3 Millionen Schweine, 92,5 Millionen „Masthühner“ und 54,7 Millionen „Legehennen“. Trotz des anhaltenden Öko-Booms ist der Anteil der „Nutztiere“ in ökologischer Haltung nur verschwindend gering. So sind lediglich 5,8 % der deutschen „Milchkühe“, 0,8 % aller Schweine und 1,4 % der „Masthühner“ „Bio-Tiere“, bei „Legehennen“ liegt der Bio-Anteil bei 10,6 % (Quelle: destatis, 2020). Trotz der höheren Marktpreise für Bio-Produkte erwirtschafteten deutsche Bio-Tierhalter*innen mit ihren Bio-Produkten im Jahr 2020 nur einen Anteil von 6,4 % der gesamten Gewinne aus „tierischen Erzeugnissen“ (Quelle: BÖLW, 2022).
Die Bio-Illusion
Dass die Tiere in der konventionellen „Nutztierhaltung“ ein nicht artgerechtes, furchtbares Leben führen, ist inzwischen bekannt. Auch ihr Tod nach stunden- oder tagelangen Tiertransporten in einem Schlachthof ist grausam. Als Alternative für tierfreundliche Verbraucher*innen gaukelt Bio bewusst eine heile Nutztierwelt vor, wo keine ist. Dabei unterscheiden sich die Lebensbedingungen der „Bio-Tiere“ nicht wesentlich von denen in der konventionellen Tierhaltung. Ihr „Plus“ sind nur einige Zentimeter mehr Platz.
Auch in den allermeisten Bio-Betrieben können Schweine ihr Bedürfnis nach Wühlen, Spielen und Bewegung nicht ausleben. Ein 100 kg schweres „Mastschwein“ hat statt 0,75 qm (konventionelle Haltung) Anspruch auf 2,3 qm Platz – inklusive „Auslauf im Freien“. Dieser Freilauf besteht jedoch meist aus überdachtem Spaltenboden und hat nichts mit einer grünen Wiese zu tun. Sogar die Fixierung von Zuchtsauen in Abferkelgittern ist nicht ausgeschlossen.
Typischerweise drängen sich zwischen 2000 und 3000 Hennen zum Dauereierlegen in einem Bioland-Stall. Sechs Hühner pro Quadratmeter sind erlaubt. Die Enge und der soziale Stress sorgen dafür, dass sich die Tiere gegenseitig kahl picken. Auch Biohennen müssen fast täglich ein Ei legen. Schmerzhafte eitrige Kloaken und Entzündungen sind die Folge. Die Zucht und die Lebensbedingungen führen dazu, dass viele Tiere nicht einmal die rund einjährige Legeperiode überleben. Die restlichen Tiere werden getötet, sobald sie unrentabel sind. Auch in der Bio-Eierindustrie werden die männlichen Küken größtenteils direkt nach dem Schlüpfen getötet, da sie ökonomisch wertlos sind.
Kühe in stark verkoteten Laufgängen und Kälber, die nach der Geburt von ihren Müttern getrennt und dann einzeln in sogenannten Kälberiglus gehalten werden, sind gängige Praxis auch in Bio-Betrieben.
Die Zukunft des „Tierschutzes“ in der „Nutztierhaltung“
Wir haben zwar ein – wenn es konsequent und auch auf „Nutztiere“ angewendet werden würde – gutes Tierschutzgesetz und der Tierschutz hat Verfassungsrang. Die Umsetzung des Staatsziels Tierschutz scheitert aber in allen Bereichen der „Nutztierhaltung“ an heftigen Widerständen der Agrarlobby. Das Verbot der Käfighaltung von „Legehennen“ nach jahrelangen Protesten von Tierschützer*innen wurde gefeiert und bejubelt. Dabei verstößt auch die nun am weitesten verbreitete Bodenhaltung gegen das Tierschutzgesetz. Auch gibt es keine verbindlichen Regelungen z.B. zur Haltung von Puten oder Rindern: „erlaubt“ ist, was Profit bringt. Profitable „Nutztierhaltung“ und ein tatsächlich artgerechtes Leben der Tiere – nämlich in Freiheit – schließen sich faktisch aus. Dies gilt auch für Bio, Öko & Co.
Die einzige Hilfe, auf welche die Tiere in der Landwirtschaft hoffen können, ist die einer jeden einzelnen Verbraucherin und eines jeden einzelnen Tierfreunds, die sich den Realitäten nicht verschließen und ihre Ernährungsgewohnheiten ändern: Nicht Bio-Tod, nicht Öko-Tod sondern unversehrtes Leben ist das, was den Tieren zusteht.
Stand: 10/2021 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.