Werbung und Wirklichkeit
Hübsche Fachwerkhöfe auf der Würstchendose, gemütlich im Stroh sitzende voll befiederte „Legehennen“ auf dem Eierkarton, glückliche Hochglanzkühe auf saftigen grünen Wiesen auf der Milchtüte: diese Bauernhofidylle täuscht Verbraucher*innen sehr erfolgreich über die Realitäten der „landwirtschaftlichen Nutztierhaltung“.
Diskrepanz zwischen Werbung und Wirklichkeit
Werbung und Wirklichkeit liegen meist denkbar weit auseinander: die „Milchkuh“ steht tatsächlich angebunden und verdreckt im Stall, die „Legehenne“ hockt zerrupft unter Tausenden anderen Hühnern auf einem Metallrost im Stall und hat nie in einem Strohnest ein Ei gelegt, und das Dosen-Würstchen war ein Schwein, welches in einer alten Betonmastanlage statt auf einem hübschen Hof lebte und nie den blauen Himmel sah.
Vor allem Bio-Tierhaltung lebt von der Aufrechterhaltung der idyllischen Verbrauchervorstellung der „besonders artgerechten Haltung“, den „einfühlenden tierlieben Bauern“, dem „respektvollen Umgang mit dem Tier“, der „schonenden, humanen Schlachtung“. Auch die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat keine Scheu, auf ihrem Öko-Informationsportal solcherart verbrauchertäuschende „Informationspolitik“ zu betreiben.
„In der biologischen Tierhaltung kümmert sich der Landwirt in besonderem Maße um das Wohlergehen von Tieren und Umwelt. Dazu gehört als Erstes die artgerechte Haltung. In einer artgerechten Tierhaltung erhalten die Tiere genügend Auslauf. Die Käfighaltung für Geflügel ist ebenso verboten wie Vollspaltenböden bei der Rinder-, Schaf- und Schweinehaltung. Bio-Tiere leben in einer Umgebung, die diese Standards einhält. Nur so erhält der Tierbestand eine Bio-Zertifizierung.
Artgerechte Tierhaltung und Bio-Futter erfüllen wichtige Voraussetzungen zur Erzeugung von hochwertigem Fleisch. Die durch natürliche Haltungsbedingungen erzeugte hohe Fleischqualität soll durch kurze Transportwege der Tiere zum Schlachthof erhalten werden.
Auch beim Schlachtungsprozess spiegelt sich der Respekt vor dem Tier deutlich wider. Technik allein genügt nicht, auf den Menschen kommt es an. Er muss sich in die Tiere einfühlen können, um ihren unvermeidbaren Stress nicht weiter zu erhöhen.“
(Quelle: www.oekolandbau.de)
Staatliche Werbeillusion
Die Bioverbände profitieren von der staatlichen Werbeillusion. Nur wenige Vertreter*innen der staatlichen Institutionen – diejenigen, die sich praktisch und wissenschaftlich mit dem realen Biotierleben auseinandergesetzt haben – sehen Handlungsbedarf bezüglich der Aufklärung der Kunden über die Realitäten und üben Kritik.
„Es macht keinen Sinn, eine heile Welt vorzuspiegeln, wo keine ist.“
(Rohmann/Oppermann, Institut für ökologischen Landbau der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft während der Internationalen Geflügeltagung des Biolandverbandes 2005)
Das Internet ist voll von Heile-Welt-Bildern in puncto Biotierhaltung. Dort werden Tierliebe und Tierschutz mit dem Einsperren und Töten von Tieren verbunden und am Ende oft gleich mit einem Fleischrezept garniert.
Stand: 10/2021 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.