Playmobil: Bauer mit Schweinen

Bio-Hühner-Haltung – eine Alternative?

Wer kennt es nicht, das Wunsch- und Werbebild, dass Bio-Eier von kleinen Bauernhöfen mit ein paar „glücklichen Hühnern“ stammen? Leider hat es nichts mit der Realität zu tun: Tausende Hennen dicht an dicht in einem Stallabteil, darauf gezüchtet, fast jeden Tag ein Ei zu legen, bis sie nach höchstens anderthalb Jahren als unproduktiv im Schlachthof enden, sofern ihr ausgelaugter Körper nicht schon vorher aufgegeben hat. So sieht das Leben sogenannter „Legehennen“ nicht nur in konventionellen Anlagen aus.

Kaum Unterschiede

Denn die Vorgaben des staatlichen Bio-Siegels (EU-Öko-Verordnung) sowie der Bio-Anbauverbände (Bioland, Naturland, demeter u. a.) unterscheiden sich kaum von den Bestimmungen für konventionelle Betriebe. Entsprechend gering ist in der Praxis auch der Unterschied für die Tiere:

  •  Theoretisch haben Bio-Hennen zwar Anspruch auf Auslauf, wann immer die Witterungsbedingungen es erlauben. Tatsächlich aber fehlen im Außenbereich sehr oft jegliche Unterschlupfmöglichkeiten, weshalb die Hühner aus Angst vor Fressfeinden nur einen schmalen Bereich um das Stallgebäude herum nutzen oder gar nicht erst ins Freie gehen. Häufig sind Außenklappen zudem defekt oder aus anderen Gründen nicht geöffnet. Am Wochenende bleiben die Hennen mitunter komplett eingesperrt.
  • In Bio-Betrieben teilen sich sechs Hennen einen Quadratmeter im Stall. Das sind weniger als in der Boden- und Freilandhaltung (neun Hennen), dennoch leben die Tiere auch bei „Bio“ dicht an dicht. Sie können weder ausreichend ruhen noch ihr Gefieder putzen oder aggressiven Artgenossinnen ausweichen.
  • Ställe mit 10.000, 20.000 oder gar noch mehr Tieren sind die Regel – auch bei Bio. Zwar ist Herdengröße in Bio-Anlagen auf 3.000 Hennen pro Stallabteil begrenzt, im konventionellen Bereich sind es 6.000 Hennen. Für die Tiere macht das aber keinen Unterschied, denn Hühner können nur etwa 100 Individuen voneinander unterscheiden, was die Voraussetzung für eine funktionierende Sozialstruktur („Hackordnung“) ist. Das lebenslange Zusammenleben mit tausenden Artgenossinnen bedeutet für die Hennen sozialen Dauerstress, in dessen Folge die Tiere häufig aggressiv werden und sich gegenseitig kahl picken oder verletzen.

Eierkonsum ist nie eine gute Idee

Ganz unabhängig von den Haltungsbedingungen gilt außerdem im Bio-Bereich ebenso wie in der konventionellen Eierindustrie:

  • Die eingesetzten Hennen sind darauf gezüchtet, annähernd täglich ein Ei zu legen. Diese Qualzucht führt in vielen Fällen zu schmerzenden, oft eitrig entzündeten Kloaken.
  • Viele Tiere überleben nicht einmal die einjährige Legeperiode. Gerade im Bio-Bereich ist die Sterberate vor der Schlachtung mit bis zu 18 Prozent sehr hoch (u. a. weil hier weniger Medikamente eingesetzt werden dürfen). Das bedeutet, dass in einer Halle mit 20.000 Hennen im Schnitt täglich 6-7 Hennen sterben. Diese Tiere sterben nicht ohne Grund. Sie sind Krankheiten und Verletzungen zum Opfer gefallen: Eileiterentzündungen, Bauchfellentzündung, Parasitenbefall, Brustbeinverkrümmungen und Brustbeinbrüche, Folgen von Kannibalismus, Viren, Bakterien – ein leidvoller, stiller und oft langsamer Tod auch in der Bio-Eier-Industrie.
  • Alle anderen Hennen werden getötet, sobald die „Legeleistung“ nachlässt und sie damit unrentabel werden.
  • Auch in der Bio-Eierindustrie werden die männlichen Küken größtenteils noch im Ei getötet, da sie ökonomisch wertlos sind. Bemühungen diese männlichen Küken zu mästen werden zwar pressewirksam immer wieder in Szene gesetzt, in der Praxis bleiben dies aber Einzelfälle zur Imagepflege der Eierindustrie.

Eierkonsum ist daher nie eine gute Idee, auch nicht mit Bio-Siegel. Wer es mit dem Wohl der Tiere ernst meint, lässt sie einfach leben und ernährt sich eifrei und vegan.

Stand: 10/2021 | Text: © Animal Rights Watch e.V. | Bilder: © Animal Rights Watch e.V.

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